Verein regt Stolpersteine für Weilburg an
„Weilburg erinnert“ hat sich zur Mitgliederversammlung getroffen / Erinnerung an die jüdischen Mitbürger soll wachgehalten werden
Von Sabine Gorenflo, WT, 26.4.2019
WEILBURG . Der am 18. April 2018 gegründete Verein „Weilburg erinnert“ will an das 70-jährige Bestehen des Grundgesetzes erinnern und macht sich stark für Stolpersteine in Weilburg. Das ist das Ergebnis der Mitgliederversammlung.
Im Mai soll an das 70-jährige Jubiläum des Grundgesetzes erinnert werden. Dazu werden am Landtor und am Balkon des alten Rathauses Banner mit Zitaten aus dem Grundgesetz aufgehängt. Das ist eine gemeinsame Veranstaltung mit dem Geschichtsverein und der Stadt Weilburg. „Am 1. September wird ebenfalls gemeinsam mit der Stadt und dem Geschichtsverein eine Erinnerungsveranstaltung in Gedenken an den Beginn des Zweiten Weltkrieges mit dem Einmarsch in Polen und in Gedenken an den Euthanasie-Erlass auf dem Weilburger Friedhof geben“, sagte der stellvertretende Vorsitzende Hans-Peter Schick, der den Vorsitzenden Markus Huth vertrat.
„Krankenmord im Bezirksverband Nassau“
Im September wird Peter Sandner vom hessischen Hauptstaatsarchiv Wiesbaden einen Vortrag zum Thema „Krankenmord im Bezirksverband Nassau“ halten. An die gute Zusammenarbeit mit den Evangelischen und Katholischen Kirchengemeinden sowie dem ökumenischen Friedensgebetskreis soll am 9. September erneut eine Veranstaltung in der Schlosskirche erinnern. „Darüber hinaus wird an diesem Tag um 14.30 Uhr ein Stadtrundgang ‚Auf den Spuren jüdischer Bürger Weilburg‘ angeboten werden“, sagte Schick. Im Januar 2020 wird die Theatergruppe „Mini-Art“ wieder nach Weilburg eingeladen, da sich die Theateraufführungen stets großer Beliebtheit erfreuten.
In der vergangenen Vorstandssitzung hätten sich die Vereinsmitglieder mehrheitlich dafür ausgesprochen, die Verlegung von Stolpersteinen anzustoßen. „Sofern das Thema die nötige Unterstützung durch die politischen Vertreter der Stadt findet, soll eine Arbeitsgruppe gebildet werden, die allen Interessierten offen steht; auch Schulen würden für Kooperationen zur Verfügung stehen“, gab Schick einen Ausblick. Des Weiteren soll das Schaufenster in der Marktstraße 7 angemietet werden. Gestaltet werden soll das Fenster mit einem Bild, das an Stolpersteine erinnert und ein Kind, das Kleidung aus dem Jahr 1940 trägt, schaut interessiert in das Fenster hinein. Auf der Innenfläche können aktuelle Themen und Präsentationen des Vereins dargestellt werden. „Ich denke, das stößt auf großes Interesse und macht neugierig“, sagte Schick.
Beisitzer Jürgen Weil berichtete, dass der Verein inzwischen 25 Mitglieder zählt und, dass Beisitzerin Doris Hagel aus persönlichen Gründen zurücktritt. An ihrer Stelle wurde einstimmig Martina Zimmermann gewählt. Weil gab einen kleinen Rückblick, wie es überhaupt dazu kam, dass der Verein gegründet wurde. Ausschlaggebend sei die Ausstellung „Erfasst, verfolgt, vernichtet“ im Januar 2018 gewesen, die Markus Huth und Stephanie Kleiber vom Weilburger Kinder- und Jugendparlament organisierten. Dabei habe Huth viele intensive Begegnungen mit Menschen gehabt, die selbst betroffen waren oder ihre Familienmitglieder. „Angesichts der vielen positiven Rückmeldungen von Besuchern der Ausstellung und des Begleitprogramms ist Markus Huth auf die Idee gekommen, den Verein, Weilburg erinnert zu gründen“, sagte Weil. Der Leitspruch lautet „Wer nicht erinnert, vergisst. Wer vergisst, kann schuldig werden“.
Die Mitglieder wollen besonders die Schulen der Region bei ihrer Erinnerungskultur im Geschichts- und Politikunterricht unterstützen und bei der Pflege und Unterhaltung von Stätten in Weilburg mitwirken, die an die jüdischen Bürger und weitere Opfer der NS-Verbrechen erinnern. Es folgten unter anderem Veranstaltungen wie die Einladung von Zeitzeugen und Gedenken an die Reichspogromnacht.