Gedenkstättenfahrt 2022 nach Frankfurt am Main
mit Besuch
a) des Museums der Eintracht Frankfurt
b) des neuen Geschichtsort KZ Adlerwerke im Gallus
Gemeinsam mit unserem Partnerverein Wetzlar erinnert e.V. hatten wir für unsere jährliche Gedenkstättenfahrt 2022 Frankfurt am Main ausgewählt gehabt. Die Metropole am Main bietet eine Vielzahl von Gedenkorten zur NS-Zeit.
Wir hatten diesmal zwei Ziele angesteuert:
- Am Vormittag im Waldstadion der Eintracht Frankfurt das Eintracht-Museum zum Schicksal jüdischer Fußballspieler im Verein während der NS-Zeit,
- nachmittags suchten wir den neuen Geschichtsort Adler-Werke im Frankfuter Gallsuviertel auf.
Ein thematisch spannender Tag, den wir vor allem den Führungen von Matthias Thoma im Waldstadion und von Thomas Altmayer an dem Geschichtsort Adler-Werke zu verdanken haben. 24 Teilnehmer*innen konnten für die Fahrt gewonnen werden, vier weitere mussten wegen Corona-Erkrankungen absagen.
Bilder zur Fahrt
Fotos Copyright: Ernst Richter
- Hinfahrt im Bus
mit der Firma Gimmler-Reisen- 8:30 Uhr:
Start in Wetzlar: Am Festplatz Bachweide - 9:00 Uhr:
Zustieg Weilburg: ZOB am Bahnhof - 10:15 Uhr:
Ankunft am Waldstadion Frankfurt
- 8:30 Uhr:
- Programm im Eintracht-Museum
10.30 Uhr:
Begrüßung und Einleitung durch Matthias Thoma (Museumsdirektor) - 11:00 Uhr:
Rundgang durch das Stadion und Exkursion im Museum- Jüdische Sportler*innen bei der Eintracht
- NS-Gleichschaltung des Vereins 1933-45
- Aufarbeitung nach 1945
- 12:30 Uhr:
Gespräch zur Entstehungsgeschichte und Arbeit des Museums
mit Matthias Thoma (Museumsdirektor) - 13:00 Uhr:
Mittagspause
Hierzu suchen wir die Apfelweinwirtschaft
»Zur Buchscheer« auf - Danach: 14:10 Uhr:
Bustransfer zum Stadtteil Gallus - 14:30 Uhr:
Ankunft im Gallus - 14:45 Uhr:
Programm am Geschichtsort Adlerwerke
Begrüßung durch Thomas Altmeyer
(Leiter des Geschichtsorts) - Exkursion durch den neu gestalteten Geschichtsort Adlerwerke
• die Fabrik
• NS-Zwangsarbeit
• das Konzentrationslager Katzbach - 16:15 Uhr:
Gespräch über die Arbeit in der neuen Gedenkstätte mit Thomas Altmeyer - Rückfahrt
16:45 Uhr: - Rückkehr:
• 18:15 Uhr: Ausstieg in Weilburg, ZOB
• 18:30 Uhr: Ausstieg in Wetzlar, Bachweide
Programmänderungen vorbehalten
Museum der Eintracht Frankfurt
Das Museum der Frankfurter Eintracht zeigt die Geschichte des Sportvereins von den Ursprüngen Ende des 19. Jahrhunderts bis hin zur Gegenwart. Einen großen Raum nimmt dabei die Dokumentation der NS-Zeit ein.
Die Eintracht Frankfurt galt früher als »Judenclub«. In ihr spielten die »Juddebube«. Daher war die Eintracht von der Machtübernahme der Nazis stärker betroffen als andere prominente Fußballvereine. Das Museum unter der Leitung von Matthias Thoma untersucht die Methoden, wie die NS-Machthaber einen traditionell weltoffenen Verein unter ihre Kontrolle brachten. Es werden aber auch die Schicksale der ehemaligen jüdischen Spieler aufgezeigt.
Das Museum leistet aber mit Veranstaltungen der Spurensuche und Gedenkstättenfahrten eine wichtige Arbeit zur Aufarbeitung der Verbrechen der NS-Zeit. Ein Angebot – nicht nur für Fans der Eintracht Frankfurt.
Geschichtsort Aderwerke Frankfurt
120 Jahre prägten die Adlerwerke das Leben und Arbeiten im Gallus. Gegründet 1880, stellte man zunächst Fahrräder her, später Schreibmaschinen, Motorräder und Autos und während des Zweiten Weltkriegs Rüstungsgüter für die Nazis. Seit 1941 mussten zivile Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangene im Werk arbeiten. Auf ihrem Werksgelände wurde das KZ Katzbach eingerichtet (eine Außenstelle des KZ-Lagerkomplex Natzweiler-Struthof). 1616 Personen aus über acht Ländern waren davon betroffen, nur wenige überlebten die katastrophalen Bedingungen.
Mehrere Jahrzehnte haben diverse Initiativen die Errichtung einer Gedenkstätte eingeklagt. Im Frühjahr 2022 wurde der »Geschichtsort Adlerwerke« eröffnet, der sich als eine lebendige Gedenk- und Bildungsstätte versteht, die auf die Beteiligung von Bürger*innen angewiesen ist.
Filmabend
»Dem Verein verzeiht man, dem Land nicht.«
Jüdische Fußballfans in Frankfurt
Mi., 14.09.2022, ab 19:00 Uhr
In der Stadtbibliothek Wetzlar
Bahnhofstraße 6 | D 35576 Wetzlar
Film: 45 Min. Danach Gespräch mit der Filmemacherin Natalija Köppl
Eintritt frei
Helmut »Sonny« Sonneberg ist ein waschechtes Frankfurter Original. Der heute 90-Jährige fand nach seiner verlorenen Kindheit im Faschismus seinen Weg zur »Eintracht Frankfurt«, fand dort seine Heimat. Jahrezehnte nach den NS-Gräueln sprach er erstmals über die damalige Zeit. Vier Gießener Student*innen – darunter Natalija Köppl – haben ihn nun in einem Dokumentarfilm verewigt.
Helmut Sonneberg (genannt Sonny) ist »Eintracht«-Fan durch und durch. Schon in seiner Kindheit drehte sich viel um Fußball, doch 1938, als er sieben Jahre alt war, erfuhr Sonneberg, dass er Jude sei. 1943 musste er seine Familie verlassen und kam in ein jüdisches Waisenhaus, 1945 in das KZ-Theresienstadt. Mit 16 Jahren kehrt er nach Frankfurt zurück und sucht Geborgenheit – und fand sie bei der »Eintracht«. Dort gehört er endlich dazu, niemand fragt nach seinen Erfahrungen, bis er vor gar nicht so langer Zeit beschloss, doch einmal davon zu erzählen […]
Zur Filmemacherin:
Im Vorfeld dieser Gedenkstättenfahrt, die u.a. in das Museum der Eintracht führte, fand dieser Filmabend in Wetzlar statt. Natalija Köppl hat nach der Vorführung als Gesprächspartnerin zur Verfügung gestanden. Sie ist stellvertretende Vorsitzende von Wetzlar erinnert e.V. und beteiligt an dem Filmprojekt »Zeitzeugeninterviews zur NS-Zeit« von Weilburg erinnert e.V. Sie hatte im Rahmen ihrer Masterarbeit mit drei Kommilitonen diesen Film gedreht und steht nach der Vorführung als Gesprächspartnerin zur Verfügung.