Weilburg erinnert e. V.

Kunstwerk erinnert an NS-„Euthanasie“ in Weilmünster

„Weilburg erinnert“ mit Jugendlichen durch Kunst an NS-Morde in Weilmünster

Im September 2024 wurde auf dem Klinikgelände von Vitos Weil-Lahn in Weilmünster ein Streeatart-Kunstwerk präsentiert, das die Erinnerung an die Opfer der NS-„Euthanasie“-Morde wachhält. Gemeinsam mit dem renommierten Künstler Guido Zimmermann, der Zeitbild-Stiftung, der Weiltalschule Weilmünster und Vitos Weil-Lahn entstand eine beeindruckende Kunstinstallation, die von Schülerinnen und Schülern der Weiltalschule begleitet wurde. Die Vorträge und theatralen Performances, angeleitet durch Klassenlehrer Aji Chakiath und Markus Huth, Vorsitzender des Vereins „Weilburg erinnert“, verdeutlichten die historische und gesellschaftliche Relevanz des Gedenkens an die Verbrechen, die in Weilmünster und an anderen Orten während der NS-Zeit verübt wurden.

Die Kunstinstallation zeigt eine prozesshafte Auseinandersetzung mit der Geschichte der Menschen, die in der Zeit des Nationalsozialismus durch das perfide „Euthanasie“-Programm ermordet wurden. Mit diesem Begriff verschleierten die Nationalsozialisten den systematischen Massenmord an über 300.000 Menschen mit Behinderungen. Noch heute bleibt dieses Kapitel der NS-Geschichte in der breiten Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, weswegen sich der Verein „Weilburg erinnert“ gemeinsam mit Vitos Weil-Lahn in besonderem Maße für eine lebendige Erinerungskultur am Standort Weilmünster engagiert.

Eingeweiht wurde das Kunstwerk durch die Landesdirektorin des Landeswohlfahrtsverbands, Susanne Simmler, den SPD-Landtagsabgeordneten Tobias Eckert, den Weilmünsterer Bürgermeister, Mario Koschel, sowie den Ärztlichen Direktor von Vitos Weil-Lahn, Privatdozent Dr. Christoph Best. In seiner Ansprache betonte Dr. Best:

Ich freue mich immer, wenn ich Schülergruppen auf unserem Klinikgelände in Weilmünster sehe: Junge Menschen, die die Zukunft gestalten und zugleich an die Geschichte erinnern. Aktuell ist es wichtiger denn je, ganz bewusst in diese dunkle Zeit der NS-Krankenmorde zurückzublicken.“

Das Projekt war Teil des bundesweiten Vorhabens „NS ‚Euthanasie‘ ERINNERN – Inklusive Gesellschaft GESTALTEN“, das durch die Zeitbild-Stiftung umgesetzt und durch die Stiftung Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) sowie das Bundesfinanzministerium gefördert wurde. Neben Weilmünster sind auch an vier weiteren ehemaligen NS-„Zwischenanstalten“ – heute Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen – ähnliche Kunstwerke entstanden, die ebenfalls von Schülerinnen und Schülern in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern erarbeitet wurden.

Der Vorsitzende von „Weilburg erinnert“, Markus Huth, unterstreicht die Bedeutung solcher Projekte:

Es ist unsere Verantwortung, das Bewusstsein für diese grausamen Verbrechen zu schärfen. Gerade heute, wo Diskriminierung und Ausgrenzung vielerorts wieder auf dem Vormarsch sind, müssen wir wachsam bleiben und an die Geschichte erinnern, um eine inklusive und gerechte Gesellschaft zu gestalten.“

Der Verein „Weilburg erinnert“ sieht in der Kunstinstallation ein weiteres wichtiges Zeichen, das auf den tragischen Hintergrund des Klinikgeländes von Weilmünster aufmerksam macht, das während des Zweiten Weltkriegs eine zentrale Rolle im Rahmen der sogenannten „Euthanasie“-Morde spielte.

Mit diesem gemeinsamen Engagement für die Erinnerungskultur schafft „Weilburg erinnert“ Raum für Reflexion und lädt insbesondere die junge Generation dazu ein, sich kritisch mit der NS-Vergangenheit auseinanderzusetzen und aktiv an der Gestaltung einer offenen, inklusiven Gesellschaft mitzuwirken.

Die Kunstwerkinstallation wurde von „Weilburg erinnert“ mit Fördermitteln der BildungsChancen gGmbH und der Sebastian Cobler Stiftung für Bürgerrechte gefördert.